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Retro, aber nicht von gestern: 25 Jahre Volkswagen New Beetle.

Vor 25 Jahren wird ein Traum Wirklichkeit: Auf der Detroit Motor Show feiert der New Beetle seine Weltpremiere. Er ist von Anfang an nicht irgendein Auto, sondern Kult – um es mit einem der Modeworte des Jahres 1998 zu sagen. Aber wie kam es dazu? In unserem Special zum Jubiläum beleuchten wir den Werdegang des VW New Beetle.

Der VW New Beetle feiert 1998 Weltpremiere in Detroit.

California dreaming

Aus heutiger Sicht ist Retro-Design schon fast ein alter Hut. Zahlreiche Hersteller haben Modelle nach historischen Vorbildern gestylt – mal mehr, mal weniger gelungen bzw. erfolgreich. Anfang der 1990er Jahre sieht das noch ganz anders aus: Der originale Käfer läuft und läuft und läuft noch immer als Neuwagen vom Band, als im kalifornischen Volkswagen Design Center Mitte 1992 die Idee entsteht, einen modernen Käfer zu entwerfen. Gerade in den USA verbinden viele Menschen den Käfer und sein einzigartiges Äußeres untrennbar mit der Marke Volkswagen. Warum also nicht die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden? Das Team um Chefdesigner Freeman Thomas und Projektleiter J Mays erhält grünes Licht aus der Wolfsburger Zentrale und macht sich an die Arbeit. Gut ein Jahr später fällt die Entscheidung, das Konzeptfahrzeug als Blickfang auf der Detroit Motor Show zu zeigen – auch mangels attraktiver neuer Serienmodelle für den amerikanischen Markt. So entsteht binnen weniger Monate ein zitronengelber, bedingt fahrbereiter Prototyp: der Concept 1.

Die erste Concept Studie des VW New Beetle von 1994.

Showtime!

Was seine Weltpremiere im Januar 1994 auslöst, übertrifft allerdings die kühnsten Erwartungen: Concept 1, der moderne Käfer, wird zum gefeierten Star der wichtigsten amerikanischen Automesse. Beobachter vor Ort vermelden, das Publikum habe sich nur mühsam zurückhalten lassen, lauthals „Baut ihn, baut ihn!“ zu rufen. Auch die Reaktionen der Presse sind fast enthusiastisch: vom „Hammer des Jahres“ oder „einem Knaller, der bis ans Ende der Welt schallen dürfte“ ist da die Rede. Volkswagen trifft mit seiner Studie also voll ins Schwarze und stiehlt allen anderen Ausstellern die Schau. Allerdings hat man sich damit auch ungewollt in Zugzwang gebracht: Kunden und Medien fordern vehement, die Studie Concept 1 in Serie zu bringen. Noch während die Messe in Detroit läuft, spekuliert die Presse über mögliche Verkaufspreise und Markteinführungstermine, starten Zeitschriften Unterschriftenaktionen („Gebt uns unseren Käfer“) und treffen Vorbestellungen von Kunden ein. Schon nach kurzer Zeit liegen Volkswagen die Anfragen von rund 1,2 Millionen (!) Interessenten vor. So etwas hatte es noch nie gegeben – die „Beetlemania“ hat die Welt erfasst!

Die erste Concept Studie des VW New Beetle Cabriolets von 1994

Offenes Geheimnis

Wie geht man mit so viel Begeisterung um? Volkswagen dämpft einerseits die Erwartungen, weil das Konzeptfahrzeug in der präsentierten Form gar nicht ad hoc produziert werden könne. Andererseits folgt schon im März 1994 die nächste Studie, die die Fans träumen lässt: Auf dem Genfer Salon sorgt ein roter Concept 1 als Cabriolet für Furore. Der neue Prototyp ist in nur sieben Wochen entstanden und steht in Genf neben dem gelben Concept 1 aus Detroit. Das Duo bestätigt eindrucksvoll: Auch das europäische Publikum reagiert euphorisch auf den neuen Käfer. Eine Serienproduktion wird somit immer wahrscheinlicher. Noch auf der Messe sagt Konzernchef Ferdinand Piëch: „Wir wollen, dass Visionen nicht Visionen bleiben, sondern Wirklichkeit werden. Das gilt auch für das Concept 1 und das Cabriolet.“ Ein großes Versprechen und zugleich eine große Herausforderung, denn als reine Konzeptfahrzeuge sind die beiden Studien weit entfernt von der Serienreife. Doch tatsächlich fällt noch im Jahr 1994 die Entscheidung – der neue Käfer kommt! Designer, Marktforscher und Ingenieure machen sich daran, aus Concept 1 ein Serienmodell zu entwickeln. Die Medien berichten begierig darüber und spekulieren bereits über einen möglichen Marktstart im Jahr 1998 zu Preisen um die 20.000 Mark.

Die Concept Studie des schwarzen VW New Beetle von 1995

Aus Spaß wird Ernst

Bereits im Oktober 1995 zeigt Volkswagen auf der Tokyo Motor Show überraschend eine deutlich überarbeitete Version des Concept 1, diesmal in schlichtem Schwarz. Heute wissen wir: Ihr Design ist mit dem des späteren New Beetle schon weitgehend identisch. Sie ist beispielsweise satte 24 Zentimeter länger als die 1994er Studien, die mit nur 3,80 Meter Außenlänge eher Polo Format hatten. Nun steckt unter der schwarzen Karosserie aber die größere Plattform der vierten Golf Generation, die im Herbst 1995 bereits intensiv erprobt wird. War Concept 1 in seiner Urform für Volkswagen Chef-Designer Hartmut Warkuß eher eine „Karikatur des Käfers“, erscheint ihm die überarbeitete Version von Tokio noch gelungener: „Der Concept 1 ist dadurch mehr zu einem Auto gereift. Er hat etwas von diesem Spielzeughaften verloren und ist zu einem realistischeren Auto gewachsen.“ Realistisch auch die Einschätzung des damaligen Vorstands für Forschung und Entwicklung, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Seiffert: „Bis der Concept 1 in den Schaufenstern steht, werden wir wohl noch dreimal Weihnachten feiern.“ Die Begeisterung ist trotzdem ungebrochen – noch auf der Messe in Tokio wollen angeblich 21.000 Kunden (!) einen Vorvertrag für den neuen Käfer unterschreiben.
Bis zur nächsten Evolutionsstufe dauert es nicht lange, denn im Januar 1996 findet wieder einmal die North American International Auto Show in Detroit statt. Und wieder einmal steht eine Volkswagen Studie im Rampenlicht: the new Beetle heißt sie, womit erstmals auch der Name des späteren Serienmodells bekannt wird. Ein formatfüllendes Glasschiebedach im Stil des Porsche 993 targa sorgt für neue Spekulationen, ob es den New Age Käfer tatsächlich auch als Cabrio geben wird. Mit seiner Lackierung in cybergreen perleffekt und einer hellgrau-gelben Innenausstattung zeigt er sich deutlich farbenfroher als der schwarze Concept 1 von Tokio. Vier Airbags, Allradantrieb und der damals brandneue „Super-TDI“ mit 110 PS geben einen Ausblick auf die Technik der Serienversion. Im Frühjahr 1996 steht die Studie auch auf dem Genfer Automobilsalon, wo Volkswagen mit einem weiteren Gag aufwartet: die Homepage www.beetle.de geht ans Netz. Hier können Interessenten aus aller Welt den neuen Käfer online ansehen, „ihren“ Beetle virtuell gestalten, Ideen einbringen und ihre Adresse hinterlassen, um weiter über die Entwicklung des Fahrzeugs informiert zu werden. Im Jahr 1996 ziemlich innovativ und nicht weniger als eine Weltpremiere – erstmals nutzt ein Autohersteller das Internet, um Meinungen einzuholen, Ideen zu sammeln und über ein Produkt zu informieren, das sich noch in der Entwicklung befindet. Durchaus erfolgreich, denn in knapp zwei Jahren verzeichnet die Website zum New Beetle über 1,2 Millionen Aufrufe.

The New Beetle von 1996 war auf der Detroit Motor Show zu sehen.

Die „Wiedergeburt des Käfers“ – in Serie!

Während die Beetle Fans ihr Traumauto vorerst nur auf dem Bildschirm bewundern können, laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für die Serienproduktion mit Hochdruck. Da die USA als größter Absatzmarkt für den neuen Käfer gelten, soll er im mexikanischen Puebla vom Band rollen – parallel zu seinem historischen Vorbild. Doch im Gegensatz zum noch immer mit viel Handarbeit gebauten Vocho, wie der klassische Käfer in Mexiko liebevoll genannt wird, soll die New Beetle Produktion weitgehend automatisiert erfolgen. Darin liegt eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung vom reinen Showcar zum produktionsreifen Serienfahrzeug. Mit Investitionen von rund einer Milliarde US-Dollar macht Volkswagen sein Werk in Puebla fit für den New Beetle. Am 1. Oktober 1997 ist es schließlich soweit und die Serienproduktion beginnt. Bis Ende des Jahres entstehen die ersten 415 New Beetle. Nun fiebert alles der Weltpremiere entgegen, die – wie sollte es anders sein – auf der Motor Show in Detroit stattfindet. Der 5. Januar 1998 ist der Tag, an dem die Welt die „Wiedergeburt des Käfers“ feiert. Zum ersten Mal überhaupt ist aus einer reinen Studie ein Volkswagen Serienmodell entstanden – und das in nur vier Jahren. Dass es verspielte Details wie das zentrale Rundinstrument, die Halteschlaufen an der B-Säule oder die legendäre Blumenvase am Armaturenbrett bis in jenes Serienmodell schaffen würden, hätten vier Jahre zuvor wohl auch nur Optimisten erwartet. Vier Jahre lang hat es Volkswagen mit Bravour verstanden, die begeisterte Öffentlichkeit an der Entstehung des New Beetle teilhaben zu lassen. Alte wie neue Medien haben jede neue Studie gefeiert, haben mit Nachdruck gefordert, den neuen Käfer auf den Markt zu bringen, haben enthusiastisch jeden Schritt Richtung Marktreife verfolgt und natürlich auch selbst von der „Beetlemania“ profitiert. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre dürfte es kaum ein Automagazin gegeben haben, das nicht mindestens einmal dem New Beetle eine Titelstory widmet. Und über kaum ein anderes Auto dürfte so intensiv online diskutiert worden sein, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte.

Die Produktionsstätte des neues VW New Beetle von 1998 im Werk in Mexiko.

Das wahre Wunder

Ausgerechnet der Volkswagen New Beetle als Pionier des Retro-Designs macht also vor, wie ein emotionales Auto für das neue Jahrtausend aussehen kann. Der englische Journalist Jeremy Clarkson bringt es auf den Punkt: „You see it, you want it!“ Für den „VW zum Liebhaben“ (Der Spiegel) liegen Ende 1998 schon rund 200.000 Bestellungen vor. Die Absatzzahlen von Volkswagen in Nordamerika steigen um rund 55 Prozent. Im Folgejahr erzielt der Volkswagen Konzern mit 382.328 verkauften Fahrzeugen in den USA sein bestes Ergebnis seit 1974. Ferdinand Piëch hatte das schon 1996 geahnt: „Dort hat der Golf den Beetle nie wirklich abgelöst. Nach drei Generationen Golf trauert dem Beetle in Europa keiner mehr nach. In Amerika war er aber das Auto seiner Zeit und hat in seiner emotionell geprägten Art niemals einen Nachfolger gefunden.“ Doch seit 1998 gibt es ihn endlich – den New Age Käfer. Den Traum, der Wirklichkeit wurde. Und der inzwischen selbst auf dem Weg zum Klassiker ist.

Die Pressevorstellung des neuen VW New Beetles von 1997 in Atlanta.

Bildquelle: © Volkswagen AG


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